Namen, so heißt es, seien wie Schall und Rauch. Was
nichts anderes bedeutet, als dass ein guter Ruf auch
verhallen könnte. Der gute Ruf einer Marke beispielsweise
oder der eines erfolgreich etablierten Produkts. Und hin
und wieder hat das auch etwas damit zu tun, dass jene
Marke oder jenes Produkt plötzlich nicht mehr so gut
geklungen haben. Schließlich ist es gerade der Klang der
Dinge, der uns umgarnt oder abstößt, lange bevor wir ra-
tional Notiz davon nehmen. Die Geräusche von Produkten
vermitteln uns Botschaften, denen wir uns nicht entziehen
können. Die Augen kann man schließen, die Ohren nicht.
Produkte, deren Qualität man hören kann: Die satt ins
Schloss fallende Tür einer alten Mercedes-Limousine. Das
knackige Knuspern eines Leibnitz-Butterkeks. Den ge-
räuschlosen Einzug einer Einbauküchenschublade. Klänge,
die man gerade deshalb schätzt, weil sie als unmittelba-
rer Beleg der Produktqualität eingeschätzt werden. Die
Autotür klingt nach den deutschen Ingenieurstugenden,
der Butterkeks nach backfrischer Qualität, die Schublade
nach handwerklicher Präzision. Aber natürlich werden
diese Geräusche längst von Klangdesignern und Akusti-
kern optimiert oder sogar maßgeblich gestaltet. Sie haben
gewissermaßen erst das richtige Knacken und Knuspern ins
Keksrezept gemischt.
Psychoakustik nennt sich diese noch junge Disziplin an der
Schnittstelle von Klangphysik und Konsumpsychologie.
„Sound Branding“ lautet ihr Credo. Es geht darum, einer
Marke eine unverkennbare akustische Signatur zu geben,
gewissermaßen eine Titelmelodie. Künftig, so die Vision,
könnte man ein Bier einzig am Öffnen der Flasche erken-
nen und einen bestimmten Laufschuh einzig am Geräusch
tänzelnder Schritte. Wobei: Gerade der Sportschuh ist ein
perfektes Beispiel dafür, wie sehr der Klang eines Produktes
sein Image generiert. „Sneaker“ wurden die Anfang des
vergangenen Jahrhunderts in den USA aufkommenden
Freizeitschuhe bald genannt, was übersetzt eben „Schlei-
cher“ bedeutet. Am auffälligsten war also nicht ihr kom-
plett neues Design. Aus Lederschuhen mit Ledersohlen war
ein Segeltuchschuh mit einer galvanisierten Gummisohle
geworden. Am auffälligsten war, dass diese Gummisohle
das lautlose Schleichen ermöglichte. Heute sind „Sneaker“
längst ein etablierter Begriff unserer Trendindustrie. Sie
sollen, frei übersetzt, gerade für den lauten, auffälligen
Auftritt sorgen.
Auch Porsche hatte die Sache mit dem klangvollen Image
noch ganz ohne Sounddesign geregelt. Weil der süddeut-
sche Autobauer als einziger Sportwagenhersteller auf das
vom VW Käfer übernommene Konzept des Boxermotors
gesetzt hat, klingt ein Porsche 911 mindestens so einzig-
artig, wie er aussieht. Ohne Sounddesign fährt indes auch
kein 911 Turbo mehr. Inzwischen heißt allerdings die Auf-
Hört sich gut an
Warum erfolgreiches
Design den richtigen Ton
treffen muss
Virtuelle Geräusch-
kulisse:
Prototyp eines
Elektrosportwagens
vor den Mikrofonen der
Audi-Ingenieure
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Schindler Magazin
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