Wert der Aufzugskabine deutlich erhöhen. Hier soll der
Kunde die Auswahl haben, sowohl was die Gestaltung
als auch den Preis angeht. Glas finde ich außerdem als
Material sehr interessant, weil man mit der Tiefe arbeiten
kann. Es ist nicht flach, sondern dreidimensional und stellt
so mehr Möglichkeiten bereit, die Oberflächen zu gestal-
ten. Edelstahl dagegen ist ein Muss im Aufzugssegment.
Ich habe nun versucht, diesem sehr verbreiteten Material
durch das Bedrucken einen neuen Look zu geben, ohne an
seiner Anmutung etwas zu verändern.
Ist das die grundlegende Idee hinter dem Design des
Schindler 5500?
(PT) Ja, dahinter steht der Anspruch, auch bei einem
Standardprodukt die Auswahl an Ausstattungsvarianten,
Materialien, Farben und Designelementen so groß zu
machen, dass möglichst viele Geschmäcker und Ansprüche
befriedigt werden. Das ist eigentlich ein Widerspruch in
sich selbst, und die größte Herausforderung war es, hier
einen goldenen Weg zu finden.
Großer Variantenreichtum birgt aber auch die Gefahr,
beliebig zu wirken. Gibt es denn Gestaltungselemente,
die sich in allen Designs des Schindler 5500
wiederfinden?
(SM) Zum einen die Aufteilung der Wände, die in allen
Ausstattungsvarianten dieselbe ist, und zum anderen die
Deckenelemente. Wir verwenden hier ein Beleuchtungs-
modul mit LEDs, das wir flexibel anordnen und kombinie-
ren können. So verändern wir das Aussehen der Decke und
die Form der Leuchten, haben aber zugleich ein hoch-
standardisiertes Produkt und ein immer wiederkehrendes
Element.
Herr Tempia, gilt für das Aufzugsdesign eigentlich
auch die Prämisse „form follows function“?
(PT) Nicht ausschließlich. Die Funktion ist natürlich wichtig.
Wenn Sie als Architekt oder Designer die Funktion aus den
Augen verlieren, ist ihr Werk nichts wert. Aber dane-
ben gibt es eben auch noch die Schönheit, die in allen
menschlichen Erzeugnissen zum Ausdruck kommen sollte.
Das Ziel besteht darin, beides zusammenzubringen. Diesen
Anspruch haben schon die alten Griechen formuliert.
Weil wir doch nun schon bei den alten Griechen sind –
wäre in Ihren Augen eine schönere Welt auch eine
bessere?
(PT) Ich denke, dass das Aussehen der Dinge nicht das
Wichtigste ist. Das Konzept von Schönheit ist zwar Teil
meines Lebens und ich arbeite ständig damit, aber Schön-
heit ist eben nicht nur die äußere Erscheinung. Nicht nur
etwas, das an der Oberfläche bleibt. Ich mag Oberflächen,
aber immer im Kontext dessen, was dahinter ist. Eine
bessere Welt ist für mich eine Welt, in der wir die Dinge
auf die richtige Weise tun. Nachhaltig, umweltfreundlich,
verantwortungsvoll. Wenn Design uns dabei hilft, das zu
zeigen und zu vermitteln, ist das der richtige Ansatz. Es
geht nicht darum, eine Farbe zu ändern, sondern darum,
eine neue Welt zu gestalten.
Paolo Tempia Bonda
ist ein italienischer
Architekt, Designer und
Grafiker. Er entwirft
sowohl Serienprodukte
für die Industrie als auch
Einzelstücke wie Möbel,
Lampen und Schmuck.
Dabei experimentiert er
mit neuen Technologien
und Materialien. Zudem lehrt er seit
1999 am Europäischen Institut für
Design (IED) in Mailand.
Stefano Menchini
ist
Produktentwickler und
-manager bei Schindler
in der Schweiz und be-
schäftigt sich seit vielen
Jahren mit Design und
Bedienoberflächen bei
Aufzügen. Gemeinsam
mit Paolo Tempia Bonda
hat er an dem Kabinen-
design des Schindler 5500 und dessen
industrieller Fertigung gearbeitet.
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