Ein Lift soll nicht nur funktionieren, er soll auch
gut aussehen. Das sagen der Designer Paolo
Tempia und der Produktentwickler Stefano
Menchini. Beide sind gemeinsam für den Look
des neuen Schindler 5500 verantwortlich.
Grund genug, mit ihnen über die Schönheit zu
sprechen – der Schönheit von Aufzügen und
der gestalteten Welt im Allgemeinen.
Herr Tempia, was fasziniert Sie am Aufzugsdesign?
(PT) Ich mag Aufzüge. Nicht unbedingt als Nutzer, aber
als Designer. Aufzüge verbinden Architektur und Indus-
triedesign. Sie sind kleine Räume und weisen somit die
typischen Charakteristika auf, mit denen Architekten zu tun
haben. Aber zugleich sind sie auch industrielle Produkte –
mit all den Herausforderungen, die sich in der industriellen
Produktion ergeben. Damit verbinden sich im Aufzugsde-
sign zwei meiner Hauptinteressen.
Ist es überhaupt wichtig, wie ein Aufzug aussieht?
(SM) Es wird sogar immer wichtiger. Jeder mag schöne
Dinge und Räume, in denen er sich wohlfühlt. Eine Auf-
zugskabine besteht aus Wänden, Boden und Decke. Eine
schöne Aufzugskabine ist aber viel mehr als das. Da kommt
etwas Stimmiges, etwas Frisches, etwas Neues zum Aus-
druck. Das für den Nutzer erfahrbar zu machen – diesen
Anspruch haben wir bei Schindler schon seit vielen Jahren,
und der Wettbewerb folgt uns auf diesem Weg.
(PT) Viele Menschen fühlen sich in kleinen Räumen unbe-
haglich. Mir geht es leider auch so. Umso entscheidender
ist es, diese kleinen Räume so zu gestalten, dass sich die
Leute darin wohlfühlen und ihr Unbehagen ablegen.
Außerdem sind Aufzüge ja auch Teil der Architektur eines
Gebäudes und sollten mit den anderen Räumen in Einklang
stehen. Das bedeutet aber auch, dass die Materialien und
Möglichkeiten, die in der Architektur des Gebäudes An-
wendung finden, auch für den Aufzug bereitstehen sollten.
Anderenfalls bleibt der Aufzug eine leere Box ohne Verbin-
dung zum Gebäude. Darüber hinaus muss Design immer
auch auf technische Innovationen reagieren. Wenn Sie
LED-Lampen zur Kabinenbeleuchtung einsetzen möchten,
muss es dafür eine gestalterische Lösung geben.
Was erwarten Sie von einem Designer wie Paolo
Tempia?
(SM) Bei einem neuen Design geht es nicht nur um die
konkrete Ausgestaltung der Kabine, sondern auch um
eine Botschaft, die sich damit verbindet – sei es Innova-
tion, Konsistenz oder eine neue visuelle Qualität. Diese
Botschaft können Sie nicht nur über das Produkt selbst
vermitteln, das ist ein Kommunikationsprozess, der alle
Produktionsphasen durchzieht. Paolo begleitet diesen Pro-
zess von der ersten Idee bis zum Launch. Er arbeitet Hand
in Hand mit den Zulieferern, der Forschungsabteilung und
den Produktmanagern. Selbst nach der Markteinführung
ist er dabei, um kleinere Nachjustierungen oder Upgrades
durchzuführen. Kontinuität zählt.
Wen haben Sie im Blick, wenn Sie einen Aufzug
designen? Den Nutzer, den Käufer, den Architekten?
(PT) Jeden auf seine Weise. Aber an erster Stelle denke ich
an die Kunden. Ich versuche mich in sie hineinzuversetzen
und mir vorzustellen, was sie wollen, ohne dass sie es viel-
leicht selbst wissen. Nur auf diese Weise können wir dem
Markt voraus sein und etwas Neues machen. Viele Unter-
nehmen versuchen dagegen die Probleme des Marktes zu
lösen, indem sie den Markt befragen. Aber der hat nicht
immer Antworten für sie.
Wie kann man sich die Zusammenarbeit zwischen
einem Hersteller und einem Designer vorstellen?
»Design muss auf technische
Innovationen reagieren«
Über die Aufgabe, einen Aufzug
in Form und Funktion zu bringen
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Schindler Magazin
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