Gestaltungsprozess, mag denn auch Andrej Kupetz nicht
verleugnen. Design ist zu einem zentralen unternehme-
rischen Marketingwerkzeug geworden. Gerade deshalb
aber hält der Designexperte wenig davon, die Gestal-
tung eines Produktes einzig zum möglichst passgenauen
Zielgruppenmarketing zu verkürzen: zur bloßen schillern-
den Oberflächen­kosmetik. Und Kupetz hat dafür gute
Argumente: „Audi zum Beispiel ist die einzige Automotive
Brand, die die reine Lehre des Corporate Designs kon-
sequent lebt. Jedes Modell spricht die klar formulierte
Markensprache – und der wirtschaftliche Erfolg von Audi
ist beachtlich. Audi verkauft nach Kupetz also erfolgreich
Autos, weil deren Design besonders gut oder zumindest
besonders schlüssig ist. Weil die äußere Form die inneren
Marken­werte verkörpert.
Womit es Zeit für eine letzte, abschließende Design-
Definition geworden ist: Mag Design auch manchmal
die Oberflächen überbetonen – das Reflexsilber einer
eleganten Sportlimousine, die polierten Fronten hoch­
wertiger Einbauküchen, die Reflexionen in einer verglasten
Hochhaus­fassade … –, oberflächlich darf es nicht sein.
Der schöne Schein ist kein Design. Die gute Form aber
ein Kapital, auf das ein Unternehmen bauen kann.
Womit wir wieder beim Bugholzstuhl Nr. 14 angekom-
men wären, dem Design­klassiker, den das Unternehmen
Thonet seit 154 Jahren ohne Unterbrechung produ-
ziert. Ein ausdauerndes Sitzmöbel. Ein Ding, das sitzt.
»Kunstwerke sind fertig.
Design bewährt sich im
alltäglichen Gebrauch.«
Otl Aicher, Designer
Intuitive Sitzverstel-
lung von Mercedes,
eingeführt mit der
Baureihe 126, 1979
Reißverschluss,
entwickelt ab etwa 1850
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Schindler Magazin
Schön und gut
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