Nur: Was ist gutes Design? Das Bauhaus, dieses grund-
sätzlichste Gedankengebäude zur Gestaltung der indus-
trialisierten Welt, hatte da eine klare Vorstellung: Die
Form folgt der Funktion. Ein Messer muss demnach gut in
der Hand liegen, ein Mantel wärmen und vielleicht noch
schmutz- und wasserabweisend und eine Maschine intuitiv
zu bedienen sein. Die Popularität dieses Diktums „form
follows function“ scheint ungebrochen. Auch Steve Jobs
definierte das für die coolen Dinge seines Apple-Univer-
sums ganz ähnlich: „Design is how it works – Design ist,
wie es funktioniert.“
Aber ist gerade das in der Epoche von iPhone und iPad
nicht eine doppeldeutige Behauptung? Wie und warum
„funktioniert“ ein iPhone? Weil seine Hardware gut in der
Hand liegt und seine Software intuitiv verständlich und ein-
fach zu bedienen ist? Wohl auch. Andererseits illus­trieren
aber gerade die phänomenal erfolgreichen Apple-Produkte
– weltweit wurden seit der Markteinführung im Jahr 2007
rund 330 Millionen iPhones verkauft – auch einen anderen,
erweiterten Designbegriff: Wenn es funktioniert – dann
ist es Design. Und wer denkt heute noch daran, dass die
drei Streifen eines Sportschuhherstellers eigentlich einmal
eta­bliert worden waren, um den zunächst noch reichlich
labilen Leinentretern Stabilität und Passform zu verleihen.
Längst sind die Streifen ein Logo, ein Markenzeichen.
Erfolgreiches Design ist immer auch das: Agent eines Un-
ternehmens im Alltag der Konsumenten. Schließlich treffen
wir unsere Konsumentscheidungen bei Weitem nicht nur
aufgrund rationaler Argumente. Die Dinge sind Verfüh-
rungskünstler und wir lassen uns gerne verführen. Und
schon das vermeintlich radikal rationale Bauhaus-Design
war ja emotional aufgeladen: als flammendes Credo für die
Ästhetik und die Produktionsbedingungen der Maschinen-
moderne. Schließlich sanken mit der Massenproduktion die
Preise, der Konsum wurde demokratisiert. Das T-Modell von
Ford, um nur ein Beispiel zu nennen, kostete nach der Um-
stellung der Produktion auf das Fließbandprinzip im Januar
1914 plötzlich nicht einmal mehr halb so viel. Sein Preis
»Design is how it
works – Design ist,
wie es funktioniert.«
Steve Jobs, Apple-Gründer
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Schindler Magazin
Schön und gut
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