johanniter 1/2013
Mit ihren Integrationsfachdiensten
helfen die Johanniter Menschen
mit Behinderung bei Problemen im
Berufsleben. Zum Beispiel in Potsdam.
Ein bisschen ist es wie bei der Feuerwehr:
Wenn Marina Brunnert oder ihre Kolleginnen
vom Integrationsfachdienst der Johanniter in
Potsdam gerufen werden, dann meistens, weil
es irgendwo brennt. Weil Arbeitsanforderun­
gen nicht mehr bewältigt werden können,
weil es Konflikte mit Kollegen oder dem Chef
gibt und ein Mensch mit Behinderung seinen
Job zu verlieren droht.
So wie Peggy B., die ihre Arbeit als Kellnerin
in einem Café wegen ihrer Sehbehinderung
nicht mehr ausüben konnte. „Natürlich prüfen
wir in so einem Fall zuerst mal, ob eine Kün­
digung wirklich die einzige Möglichkeit ist,
oder ob man dem Mitarbeiter vielleicht eine
andere Aufgabe geben könnte“, sagt Marina
Brunnert, Leiterin eines 16-köpfigen Johanniter-
Teams. Bei kleineren Unternehmen sei das
aber oft schwierig, dann werden Alternativen
gesucht. „Peggy B. zum Beispiel hatte eine nicht
abgeschlossene Ausbildung als Masseurin“,
erinnert sich Marina Brunnert. Sie, die schon
von Anfang an dabei ist und gewissermaßen
jeden Arbeitgeber in der Region per­sönlich
kennt, brauchte nicht lange, um der damals
25-Jährigen einen Ausbildungsplatz als Büro­
kauffrau zu vermitteln.
Immer noch viele Vorurteile
Doch dann erkrankte Peggy B. erneut, musste
die Ausbildung unterbrechen und als es ihr
wieder besser ging, hatte ihr Arbeitgeber Kon­
kurs angemeldet. Auch wenn solche gehäuf-
ten Schicksalsschläge zum Glück nicht an der
Tagesordnung sind, gibt es doch viele Men­
schen, die das Team des Integrationsfachdiens­
tes der Johanniter über einen langen Zeit­
raum betreut. Einen großen und stetig wach­-
senden Anteil bilden Menschen mit psychi­
schen Erkrankungen. Gerade in diesem Bereich,
so die Erfahrung von Marina Brunnert, gebe
es noch viele Ängste und Vorurteile abzubauen
und Konflikte am Arbeitsplatz zu lösen: „Im
Durchschnitt hat ein depressiver Mitarbeiter
nämlich gar nicht mehr Krankheitstage als seine
Kollegen, er hat sie nur anders verteilt.“ Doch
auf solche Andersartigkeiten Rücksicht zu
nehmen, das werde in einer Arbeitswelt, in der
alle immer mehr unter Druck stehen, nicht
gerade einfacher.
Umso wichtiger sind beharrliche Begleiter,
die sich von Schwierigkeiten nicht entmutigen
lassen und offen sind für unkonventionelle
Lösungen. Für Peggy B. war das vor fünf Jahren
ein Praktikumsplatz bei einem Sicherheitsdienst,
den das Team vom Integrationsfachdienst ihr
vermitteln konnte. Dort arbeitet die heute
32-Jährige noch immer. Inzwischen organisiert
sie gemeinsam mit einer Kollegin den gesamten
Fuhrpark des Unternehmens.
Sigrun Matthiesen
Am Standort Potsdam befindet
er sich seit mehr als 20 Jahren
in Trägerschaft der Johanniter-
Unfall-Hilfe.
Weitere Informationen
Tel.
 0331 2757914
Bei einem Sicher-
heitsdienst ist die
32-jährige Peggy
B. heute fest
angestellt – die
Johanniter beglei-
ten sie dabei.
Foto: Andreas Schoelzel
Integrationsfachdienst
Beharrliche
Begleiter
Integrationsfachdienst
Behinderte Menschen in Arbeit
zu halten, ist eine gesetzliche
Aufgabe, die in den Bundes-
ländern organisatorisch unter-
schiedlich umgesetzt wird. In
Brandenburg gibt es dafür den
Integrationsfachdienst.
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In Aktion
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