johanniter 1/2013
sinnvollen Tätigkeit für uns beide verbinden“,
sagt Sievers. „Es geht um mehr als Hunde-
sport.“ Rettungshund zu sein bedeutet Arbeit;
es ist eine verantwortungsvolle Aufgabe.
Mit einem Augenzwinkern sagt Sievers, dass
Kira für ein Leckerli fast alles tun würde. Eben
ein echter Futterhund – aber im Gegensatz
zu anderen kein Spielhund. Diese Unterschei­
dung spielt beim Lernen eine besondere Rolle
und wird deshalb früh getestet. So kann das
für den Hund richtige und wichtige Belohnungs­
system beim Training festgelegt werden.
„Training und Einsatzbereitschaft fordern
Führer und Hund viel ab“, berichtet Reinhold
Sievers. Nächtliche Einsätze kommen häufig
vor. So wie unlängst am Salzgittersee, wo
Sievers mit drei Staffeln auf der Suche nach
einer 80-Jährigen war: „Wenn so etwas
gut aus­geht und wir bei
unserer Suche erfolgreich
sind, dann ist das für
mich immer der Beweis:
Unsere Arbeit rettet Leben.
Das ist ein unbeschreiblich
schönes Gefühl.“
Immer auf Abruf
Rettungshunde sind auf ihre Einsätze gut vor­
bereitet. Wenn die Leitstelle Anja Rocksins
Pieper auslöst, sind Evan und auch Welf sofort
hellwach. „Egal, ob sie gerade spielen, gefres­
sen haben oder schlafen wollen. 365 Tage im
Jahr, 24 Stunden lang.“ Welf sei zwar längst in
Die Rettungshunde der Johanniter
sind bestens ausgebildet und im Not­
fall stets einsatzbereit. Die Anforde-
rungen an sie sind hoch. Für die Hunde­
führer bringt das Zusammenleben
mit ihrem Rettungshund deshalb
große Verantwortung mit sich – aber
auch tiefe emotionale Erfahrungen.
Über Braunschweig hebt sich die Morgendäm­
merung. Von der Sonne ist noch nichts zu
sehen. Vielleicht sehnt sich Anja Rocksin (40)
nach gemütlicher Samstagmorgenruhe. Eben­
so ihr Hund Evan. Doch die beiden sind –
wie an jedem Wochenende – schon auf den
Beinen. Für den gerade zweijährigen Border
Collie ist dieser Samstag ein besonderer Tag:
Zum ersten Mal stellt er sich einer Prüfung
als Rettungshund.
Als Evan acht Wochen alt war, haben
Anja Rocksin und er angefangen, für diesen
Tag zu trainieren. Schon als Welpe wurde
er beim Züchter für diese Auf­gabe ausgesucht.
„Mir war wichtig, dass der Hund zu mir passt
und er eine sinnvolle Auf­gabe in seinem
Hundeleben erhält“, sagt die Tierärztin mit
liebevollem Blick auf ihren Zögling. Bewusst
hat sie sich für eine Arbeitsrasse wie den
Border Collie entschieden. Ob Evan richtig
vorbereitet ist, muss er nun unter Beweis
stellen. Aufgeregt wedelt er mit dem Schwanz,
doch in den Augen seines Frauchens findet
er volles Vertrauen.
Der Hund als Seelenverwandter
Auch Anja Rocksin ist die Anspannung anzu­
merken – obwohl sie auf langjährige Erfah­
rung und viele Einsätze als Rettungshunde-
führerin zurückblickt, damals mit Welf, einem
Labrador-Mischling. „Welf ist mein Seelen-
verwandter“, sagt Anja Rocksin, „aber jeder
Hund hat seinen eigenen Charakter. Das ist
die Herausforderung.“
Für ihren Kollegen Reinhold Sievers (58),
Leiter der Johanniter-Rettungshundestaffel
Braunschweig, stand von Anfang an fest, dass
seine Kira, eine mit neuneinhalb Jahren
schon betagte Golden-Retriever-Hündin, eine
Karriere als Rettungshund machen würde.
„Ich wollte meine Liebe zu Hunden mit einer
„ Ich wollte meine Liebe
zu Hunden mit einer
sinnvollen Tätigkeit für
uns beide verbinden.“
Fotos: Nikolaus Brade
Reinhold Sievers mit seiner Kira: Seit zehn Jahren engagiert
er sich bei den Johannitern. Als Leiter der Rettungshunde­
staffel Braunschweig ist er dafür verantwortlich, dass seine
Teams schnell am Einsatzort sind.
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