johanniter 1/2013
Im August griff die Armee den
Vorort von Damaskus an, in dem
Yahya untergetaucht war. „Ich
binsofort hingelaufen, um den
Verletzten zu helfen“, berichtet der
Fami­lienvater. Es war das letzte Mal
in seinem Leben, dass er laufen
sollte: „Als wir uns um die Verletz­
ten kümmerten, schoss die Armee
noch einmal in die Menschen­
menge.“ Yahya wurde schwer
verletzt. Trotz­dem konnte er mit
seinem Bruder fliehen: „Wir hatten
nicht einmal mehr Schuhe, als
wir über die Grenze gingen.“ Yahyas
rechtes Bein war nicht mehr zu
retten und musste amputiert ​
werden. Zwei Monate nach den
Ayat (2. v. links) ist selbst aus Syrien geflohen. Heute hilft sie in Jordanien
Bedürftigen wie Jalal und seiner Tochter (rechts) mit dem Notwendigsten.
Fotos: Stephan Beschle
Helfen
Sie helfen!
Die Johanniter engagieren sich weiter für die
syrischen Flüchtlinge in Jordanien und im Libanon.
Geplant ist zum Beispiel, Notunterkünfte für Familien
zu sanieren und die Wasserversorgung zu verbessern.
Außerdem verteilen die Johanniter nach wie vor
dringend benötigte Hilfsgüter an die Menschen, die
durch den Bürgerkrieg in ihrem Heimatland alles
verloren haben.
Syrische
Flüchtlinge
Wenn Sie die Hilfe für syrische
Flüchtlinge unterstützen
möchten, spenden Sie!
Spendenkonto
Kontonummer: 88 88
Stichwort: Syrien
Bank für Sozialwirtschaft
BLZ 370 205 00
Medikamente, die die vier­jährige
Shams braucht, fehlt das Geld. „Die
FSA hat uns anfangs finanziell
unterstützt, aber jetzt bekommen
wir nichts mehr.“
Heute verteilen die Johanniter
in Irbid Jacken und Kerosinkanister.
Dazu Karten, mit denen sich die
Flüchtlinge an Tankstellen Kerosin
zum Heizen kaufen können. Jalal
ist für die Hilfe dankbar. Eine Mit­
arbeiterin von JHAS kopiert seinen
Pass und händigt ihm eine der be­
gehrten Karten aus. Dann bekommt
Jalal die warmen, wasserdichten
Jacken. Maximal drei darf jede Familie
mitnehmen. Nicht viel, wenn man
bedenkt, dass syrische Familien oft
aus zehn Personen und mehr beste­
hen. Aber es gibt nicht genug Geld
für Hilfsgüter, um alle Flücht­linge
zu versorgen.
Hoffnung auf Frieden
In Zarqa, 70 Kilometer entfernt,
sitzen die Brüder Yahya und Yamen
in einer abgedunkelten Wohnung.
Sieben Personen leben hier. Die
Johanniter haben der Familie Jacken,
Kerosin-Karten und Kanister nach
Hause gebracht, denn Yahya verlässt
nur selten seine Bleibe. Er wird von
der syrischen Regierung gesucht.
„Ich war Polizist“, erzählt der 31-Jähri­
ge, „aber weil das Regime unschuldi­
ge Menschen tötet, wollte ich nicht
mehr für den Staat arbeiten. Als man
mich deshalb umbringen wollte,
mussten wir uns verstecken.“
­Brüdern folgte die Familie nach
Jordanien.
Im Moment fühlt sich Yahya
hier sicher, auch wenn es ihm und
den Seinen an allen Ecken und
Enden fehlt. In Gedanken aber ist er
in Syrien: „Meine Heimat ist immer
in meinem Herzen.“ So bald wie
möglich möchte er mit seiner
Familie zurück nach Damaskus, um
dort wieder als Polizist für eine neue
Regierung arbeiten zu können.
Bis dahin wird noch viel Zeit ver­
gehen. Zeit zu träumen – von einem
dauerhaften Frieden. Und davon,
dass die Pinguine endlich fliegen
lernen.
Stephan Beschle
In Aktion
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