Universal Design
Wie muss ein Produkt aussehen,
das allen zugänglich sein soll?
Das beste Design für eine Straßenbahn ist, wenn sie auch
nachts fährt“, sagte einst der Schweizer Soziologe Lucius
Burckhardt. Burckhardt, pikanterweise auch Erfinder der
Spaziergangswissenschaft, formulierte damit eine nur
vordergründig triviale These: Design muss vom Nutzer,
vom Menschen her gedacht werden. Produkte, Gebäude,
Lebenswelten sollten so gestaltet sein, dass sie möglichst für
alle – unabhängig von ihren Fähigkeiten – zugänglich sind.
Damit ist der Grundgedanke dessen formuliert, was als
Universal Design, als Design für alle also, bisher nur als
wünschenswerte Vision existiert. Dabei wurde doch das
Universal Design schon als das „Designparadigma des 21.
Jahrhunderts“ ausgerufen. Seine Anfänge reichen bis in die
1950er-Jahre zurück, als mit den Kriegsblinden und Kriegs-
versehrten die ersten Reha-Zentren an den Universitäten
entstanden. Schnell wurde offensichtlich, wie viele Hürden
der Alltag für Menschen mit Beeinträchtigungen bereithält.
Bekanntlich ist der Mensch aus krummem Holz geschnitzt.
„Die Bedürfnisse der Menschen sind breiter gefächert, als
manche Designer wahrhaben wollen – oder vielleicht auch
können“, beschrieb der Industriedesigner Dieter Rams
daher zutreffend die Diskrepanz von Produkten und ihren
Nutzern. Dass dies nicht nur auf ältere Menschen und Per-
sonen mit eingeschränkten Fähigkeiten zutrifft, weiß jeder,
der zum ersten Mal einen WLAN-Router installiert.
1984 formulierte der amerikanische Grafiker Ronald
L. Mace eine bis heute gültige Definition des Universal
Design: „Universal Design bezeichnet die Gestaltung von
Produkten und Umgebungen, die von alle Menschen im
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