Neue Mitte
Die Schützenmatte, ein
vernachlässigter Platz im Zentrum von
Bern, wird im Siegerentwurf „Enhance
and Revitalize“ des Schindler Award
barrierefrei umgestaltet und wieder als
Herzstück der Stadt erfahrbar gemacht.
Der Siegerentwurf
des Schindler
Award 2012 setzt auf ein Kulturzentrum
und eine Museumserweiterung, die der
Schützenmatte – einem brachliegenden
Areal am Rande der Berner Altstadt – ein
neues Gesicht geben. Bestehende kul-
turelle Einrichtungen wie das Kunstmu-
seum werden zudem in das Areal hinein
verlängert. Auf diese Weise soll der Ort,
der sich auch zum Treffpunkt für Junkies
entwickelt hatte, wieder in die Stadt
integriert werden. Im Entwurf wird daher
die Drogenanlaufstelle konsequenterwei-
se vom Rand ins Zentrum der Schützen-
matte verlagert. Nicht zu vergessen der
ungehinderte Zugang: Eine öffentliche,
barrierefreie Verbindungszone leitet die
Besucher in das wiederbelebte Quartier.
Schindler Award
größtmöglichen Umfang genutzt werden können, ohne
dass eine Anpassung oder ein spezielles Design erforderlich
ist.“ Er nannte auch eine Reihe von Kriterien, die dafür
entscheidend sind: breite Nutzbarkeit, Flexibilität, intuitive
Benutzung und Fehlertoleranz. Dabei ist auch wichtig, dass
Informationen mit dem Zwei-Sinne-Prinzip verfügbar ge-
macht werden. Ein visuelles Signal reicht nicht aus, es muss
zugleich auch auditiv oder taktil wahrnehmbar sein.
Doch der Anspruch des Universal Design sollte sogar über
die Anforderungen an Zugänglichkeit (Accessibility) und
Gebrauchstauglichkeit (Usability) hinausgehen, wie die
Forscher des Generation Research Program der Ludwig-
Maximilians-Universität in München festgestellt haben. So
müssen die Produkte und Räume auch von ihren Nutzern
akzeptiert werden (Acceptability). Niemand soll stigmatisiert
werden, weil er das Mobiltelefon mit den großen Tasten
benutzt. Im Gegenteil, das angesagte Smartphone sollte
so gestaltet sein, dass es die Kriterien der Accessibility und
Usability erfüllt. Darüber hinaus, und das ist nicht trivial,
müssen die Dinge auch gefallen. „Joy of Use“ nennen die
Forscher das. Universal Design soll Freude bereiten.
In einer älter werdenden Gesellschaft muss man die
Relevanz von Universal Design, von Zugänglichkeit und
Barrierefreiheit nicht eigens betonen. Vielmehr stellt sich
die Frage, ob Universal Design nicht eigentlich selbstver-
ständlich sein sollte. Nichts anderes meinte der kanadische
Designer Bruce Mau, als er sagte, dass Design für die
meisten von uns unsichtbar ist, „bis es versagt“.
Der Schindler Award setzt sich seit 2003 dafür ein, den
Gedanken der Zugänglichkeit des universellen Designs
ins Zentrum der Architektur zu stellen. Der alle zwei Jahre
stattfindende Wettbewerb möchte das Bewusstsein für
barrierefreie Architektur und Mobilität bei jungen Architek-
ten schärfen, damit diese nicht Form, Licht und Material in
den Vordergrund stellen, sondern den Menschen.
Die Aufgabe besteht jeweils darin, ein vorgegebenes Areal
in einer europäischen Stadt so zu gestalten, dass es für
möglichst viele Menschen zugänglich ist. Bisher war der
Schindler Award in Brüssel, Paris, Wien und Berlin zu Gast.
2012 nahmen nun 1100 Studenten oder Teams von Archi-
tekturhochschulen aus ganz Europa am Wettbewerb teil.
Die Aufgabe bestand darin, den vernachlässigten Bezirk
Schützenmatte in der Berner Altstadt für alle zugänglich
zu machen und in die Schweizer Hauptstadt einzubinden.
Mit ihrem Entwurf „Enhance and Revitalize“ haben die
Architekturstudenten Christopher Ruhri, Thomas Buser und
Stefan Gant von der Technischen Universität Berlin den
ersten Preis gewonnen.
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Schindler Magazin
Schindler
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