Herausforderungen
von morgen
A
ls Anfang 2016 Googles
DeepMind den Go-Welt
meister Lee Sedol aus dem
Feld schlug, kannte das Erstaunen
keine Grenzen. Schnell kursierten
Schlagzeilen vom Siegeszug der
Computer, die bald die menschli
che Arbeit ersetzen würden. Sol
che Prognosen sind mit Vorsicht
zu genießen. Bisher hat der tech
nische Fortschritt die Arbeit nicht
abgeschafft. Er hat sie „nur“ ver
ändert. Diese Veränderung aller
dings schreitet rasant voran. Im
Zuge der Digitalisierung entste
hen nicht nur neue Berufsbilder.
Die Arbeit wird flexibler und mo
biler. Die einstmals starre Gren
ze zwischen Beruf und Freizeit
verschwimmt zusehends. Es ent
stehen neue Formen der Arbeit
wie Crowd- oder Clickwork, die zu
mindest auf den ersten Blick nicht
mehr zum klassischen Arbeitsver
hältnis passen.
Das alles wirft Fragen auf. Un
ser bisheriges Verständnis von so
zialer Sicherheit knüpft daran an,
dass es Arbeitgeber gibt, die für
ihre Beschäftigten Verantwortung
übernehmen. Das ändert sich mit
den neuen Möglichkeiten, die die
Technologie uns bietet. Wer ist Ar
beitgeber? Wer Arbeitnehmer? Wo
ist der Arbeitsplatz? Diese Defi
nitionen werden zunehmend un
scharf. Daher brauchen wir neue
Ansätze, um Unfallversicherungs
schutz und Arbeitsschutz zu orga
nisieren.
Es
geht
beim
Thema
„Arbeit 4.0“ längst nicht mehr
nur um die Zusammenarbeit von
Mensch und Roboter oder Regeln
für die dienstliche Erreichbarkeit
am Feierabend. Die Digitalisierung
fordert uns auf, unser Verständnis
von Prävention und sozialer Si
cherheit weiterzuentwickeln. Die
Automatisierung zumBeispiel bie
tet enormes Potenzial, um Unfall-
und Krankheitsrisiken zu verrin
gern. Wollen wir dieses Potenzial
jedoch heben, dann muss die Prä
vention stärker in den Unterneh
men und Köpfen verankert wer
den als bislang.
Wir brauchen eine Kultur der
Prävention, in der es Gewohnheit
ist zu fragen: Wie wirkt sich eine
Entscheidung oder Technologie
auf die Sicherheit und Gesundheit
der arbeitenden Menschen aus?
Wir haben daher bewusst einen
Schwerpunkt dieses Jahrbuchs
auf den gegenwärtigen Wandel
der Arbeitswelt gelegt. Wir wol
len damit zeigen, vor welchen
Herausforderungen wir stehen
und welche Antworten die gesetz
liche Unfallversicherung heute
schon darauf gibt.
Dr. Walter Eichendorf,
Dr. Joachim Breuer und
Petra Zilch
Dr. Walter Eichendorf,
stellv. Hauptgeschäftsführer
Petra Zilch,
stellv. Hauptgeschäftsführerin
Dr. Joachim Breuer,
Hauptgeschäftsführer
Vorwort
7
DGUV Jahrbuch 2015/16