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zu verringern, vor allem für Kleinst-

und Kleinunternehmen, während

gleichzeitig der Schutz der Gesund­

heit und Sicherheit der Beschäftig­

ten auf hohem Niveau erhalten blei­

ben soll. Bei der Vereinfachung geht

es nicht nur um EU-Gesetze, sondern

auch darum, wie diese in nationales

Recht umgesetzt werden und wie sie

von den Unternehmen ausgelegt und

durchgesetzt werden. Wir stellen im­

mer wieder fest, dass die Anwendung

der EU-Gesetzgebung je nach Mitglied­

staat stark variiert und dass die Auf­

fassung der Unternehmen zu den Re­

gelungen sehr unterschiedlich sein

kann. So hat unsere jüngste Umfra­

ge beispielsweise ergeben, dass in

etwa 40 Prozent der deutschen Unter­

nehmen die Komplexität der gesetzli­

chen Pflichten als ein großes Hinder­

nis beim Einsatz für Sicherheit und

Gesundheit angesehen wird, vergli­

chen mit fast 70 Prozent der Unter­

nehmen in Italien und nur rund zehn

Prozent in Litauen. Gleichzeitig be­

stärken wir die Mitgliedstaaten, eben­

falls zu schauen, wie EU-Gesetze auf

nationaler Ebene umgesetzt werden,

und wir zählen auf die Rückmeldun­

gen und Vorschläge von Unterneh­

men, damit wir EU-Vorschriften effi­

zienter machen können. 2016 werden

wir konkrete Vorschläge vorlegen, um

das Rahmenwerk zu Sicherheit und

Gesundheit bei der Arbeit zu moderni­

sieren, vor allem im Bereich der krebs­

erregenden Stoffe.

Welches sind die größten Herausfor-

derungen für Europa im Hinblick auf

die Sozialpolitik, die soziale Sicher-

heit sowie die Sicherheit und Gesund-

heit der Bürgerinnen und Bürger?

Die Arbeitswelt befindet sich in einem

ständigen Wandel. Den EU-Rahmen

aktuell und zweckmäßig zu halten

ist eine große Herausforderung. Auch

die demografische Entwicklung in Eu­

ropa bringt neue Herausforderungen

mit sich – und nicht zuletzt die Flücht­

lingskrise, die unter anderem mit sich

bringt, dass ältere Arbeitnehmer und

Immigranten einen immer größeren

Teil der Erwerbstätigen ausmachen.

Einige Gesundheits- und Arbeits­

schutzbestimmungenmüssen entspre­

chend den neuen wissenschaftlichen

Erkenntnissen aktualisiert werden.

Technologische Veränderungen, eine

andere Arbeitsorganisation, neue ver­

tragliche Vereinbarungen und Arbeits­

profile bringen auch neue Arbeits­

platzrisiken mit sich. Mein Ziel für

2016 besteht darin, durch die Debatten

und Beratungen zum Thema Europäi­

sche Säule sozialer Rechte und ande­

rer Schlüsselinitiativen, die dieses Jahr

auf dem Programm stehen, herauszu­

arbeiten, wie wir diese Herausforde­

rungen am besten bewältigen können.

Im Hinblick auf die Sicherheit und

Gesundheit am Arbeitsplatz ist die

bessere Umsetzung bestehender Re­

gelungen zu Sicherheit und Gesund­

heit am Arbeitsplatz eine zentrale

Aufgabe. Insbesondere geht es hier­

bei um die Unterstützung von Kleinst-

und Kleinunternehmen. Offenbar wer­

den Anforderungen an die Sicherheit

und Gesundheit am Arbeitsplatz in

Kleinunternehmen im Allgemeinen

weniger befolgt. Da eine Mehrheit der

Arbeitnehmer in der EU in dieser Art

Einrichtungen arbeitet, muss die Kom­

mission dringend gemeinsam mit den

Mitgliedstaaten weitere Maßnahmen

entwickeln, um in solchen Kleinst-

und Kleinunternehmen eine bessere

Erfüllung der Gesundheits- und Ar­

beitsschutzbestimmungen zu erzielen.

Welche Bedeutung hat nach Ihrer Auf-

fassung der „soziale Dialog“ bei der

GestaltungeuropäischerSozialpolitik?

Die Sozialpartner spielen – sowohl auf

EU-Ebene als auch auf nationaler Ebe­

ne – eine entscheidende Rolle dabei,

die Herausforderungen, denen sich

die EU gegenübersieht, anzugehen. Sie

sind das Öl im Getriebe unserer sozia­

len Marktwirtschaft. Die Sozialpartner

sind wichtige Verbündete beimStreben

hin zu einer nach oben gerichteten so­

zialen Konvergenz – zwischen den

Mitgliedstaaten, aber auch innerhalb

der einzelnen Gesellschaften, auf der

Basis von Produktivität, der Schaffung

von Jobs und sozialer Gerechtigkeit.

Seit die Kommission im Jahr 2015

den Neubeginn des sozialen Dialogs

angestoßen hat, haben wir konse­

quent dafür gesorgt, dass das Engage­

ment mit den Sozialpartnern nicht nur

ein Lippenbekenntnis ist, sondern

konkrete Ergebnisse liefert. Außerdem

haben wir dafür gesorgt, dass die So­

zialpartner intensiver in das Europäi­

sche Semester und wichtige politische

Initiativen eingebunden werden –

zum Beispiel mit dem Investitions­

plan, der Änderung des Arbeitnehme­

rentsendegesetzes und demVorschlag

zur Bekämpfung von Langzeitarbeits­

losigkeit.

Ein Aspekt der europäischen Säule sozialer Rechte: Kleinst- und Klein­

unternehmen in der EU sollen besser bei der Erfüllung der Gesundheits-

und Arbeitsschutzbestimmungen unterstützt werden.

Positionsbestimmung