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D
er Flughafenausbau erfordert
umfangreiche ökologische Maß-
nahmen. Der Biologe Jürgen Ebert
hat den Prozess von Beginn an
begleitet.
Herr Ebert, was ist Ihre Aufgabe als
Biologe bei Fraport?
Ich bin für alles, was den Eingriff
in Flora und Fauna beim Flughafen-
ausbau betrifft, zuständig. In den
letzten zehn Jahren habe ich bei-
spielsweise den Planungs- und Reali-
sierungsprozess für den Bau der Lan-
debahn Nordwest begleitet.
Wie kann man sich das konkret vor-
stellen?
Konkret bauen wir auf sehr um-
fangreichen Bestandsaufnahmen auf,
wie sie Anfang des Jahrtausends er-
stellt wurden. Damals wurden in
einem Gutachten alle klassischen Ar-
tengruppen dokumentiert.
Sie haben wirklich jeden einzelnen
Frosch gezählt?
Und nicht nur den. Auch Vögel,
Fledermäuse, Spinnen, Hirschkäfer
und Bergmolche waren dabei. Um
Ihnen jedes Tier zu nennen, das in
unsere Liste aufgenommen wurde,
müsste ich selbst nachschauen.
Ist diese Vorgehensweise üblich?
So umfangreich wie für dieses
Großprojekt wird normalerweise
nicht vorgegangen. Fraport war es
aber wichtig, alles sehr genau vorzu-
bereiten.
Wie ging es dann weiter?
In einem zweiten Schritt wurde
das Planfeststellungsverfahren einge-
leitet. Das heißt, im Wesentlichen
haben wir uns die Frage gestellt: Wel-
che Tiere sind vomAusbau der Lande-
bahn beeinträchtigt und wie glei-
chen wir das wieder aus? In diesem
Verfahren wurden auch die Maß-
nahmen festgelegt, die für das wei-
tere Vorgehen bindend sind.
Welche Maßnahmen waren das?
Das waren sogenannte Vermei-
dungs- und Verminderungsmaß-
nahmen. Das heißt, die Tiere sind
eingesammelt und beispielsweise in
den Kelsterbacher oder Rüsselshei-
mer Wald gebracht worden.
Das geht doch aber nicht mit Bäu-
men oder Gewässern.
Was mit Tieren funktioniert, ist
tatsächlich mit einem Tümpel oder
Pflanzen eher schwierig. Die können
Sie natürlich nicht einfach woan-
dershin verpflanzen. In solchen Fäl-
len haben wir dann Ausgleichsmaß-
nahmen an einem anderen Ort er-
griffen. Wenn es möglich war, haben
wir natürlich auch einen neuen
Tümpel angelegt oder eben neue
Bäume gepflanzt.
Wie sehen Ihre Erfolgsaussichten bei
den Vermeidungs-und Verminde-
rungsmaßnahmen aus?
Sehr gut. Wir wissen aus der Ver-
gangenheit, dass die meisten Tiere
optimal auf die neue Umgebung an-
sprechen und auch aus biologischer
Sicht ist das ein durchaus gängiger
Ablauf.
Auf welchem Stand sind Sie bezüglich
der ökologischen Maßnahmen jetzt,
im Jahr 2009?
Heute sind wir an einem Punkt an-
gekommen, an dem die Vermeidungs-
maßnahmen nahezu abgeschlossen
sind. Die Kompensationsmaßnahmen
dauern noch viele Jahre. Die Bäume
müssen ja erst wachsen und das auf
mehreren Hundert Hektar.
Ein gigantisches Projekt.
Richtig. Projekte in dieser Größen-
ordnung erfordern eben auch Maß-
nahmen, die entsprechenden Um-
fang haben. Und ich persönlich bin
sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
B
ereits vor dem Start des Flugha-
fenausbaus hat die Fraport mit
den vorgegebenen Ausgleichsmaß-
nahmen begonnen. Für den Ausbau
müssen insgesamt 282 Hektar Wald
gerodet werden – als Ausgleich dafür
leistet Fraport Ersatzaufforstungen
von insgesamt 288 Hektar. Dazu ist
die Fraport AG nicht nur per Gesetz
verpflichtet: „Mit den Ersatzauffors-
tungen wollen wir auch ökologische
Glaubwürdigkeit im praktischen Tun
zeigen“, betont Dr. Stefan Schulte,
stellvertretender Vorstandsvorsitzen-
der der Fraport AG.
Dabei geht das Unternehmen mit
großer Sorgfalt vor: Bei allen Neu-
pflanzungen achtet es besonders auf
den Erhalt der Artenvielfalt und die
Schaffung eines Erholungswertes für
die Bevölkerung. Vorbildcharakter
hat der Auenwald Hohenaue in der
Nähe von Trebur: Die Fraport AG
hat das Gelände in den Neunziger-
jahren gekauft und hier bereits
95 Hektar aufgeforstet. Die Hohen-
aue hat sich so gut entwickelt, dass
sie inzwischen als Naturschutzgebiet
ausgewiesen wurde. Die nun anste-
henden 288 Hektar Ersatzauffors-
tung verteilen sich insgesamt auf
13 Teilflächen in der Region. Über
100 Millionen Euro investiert die
Fraport AG für die Aufforstung und
weitere naturschutzrechtliche Maß-
nahmen. „Praktisch geht es uns um
mehr, als nur aufzuforsten“, so
Schulte, „Ziel ist es, neue standortge-
rechte Biotope zu schaffen.“
Nicht zu vergessen ist, dass der
Flughafenausbau keine vollständige
Betonierung bedeutet. Wo immer
Grünflächen möglich sind, werden
diese naturnah gestaltet.
Aufsammeln und Umsiedeln –
für den Flughafenausbau bekommen
zahlreiche Tiere eine neue Heimat
Der Erhalt von Naherholungsgebieten
und Artenvielfalt steht bei den Auf-
forstungsprogrammen im Mittelpunkt
Bislang wurden unter anderem
408 Zauneidechsen,
149 Kreuzkröten,
136 Springfrösche,
4.355 Erdkröten und
54 Blindschleichen umgesiedelt.
I n Z a h l e n
Jeden einzelnen
Frosch gezählt
Mehr als nur
Bäume pflanzen
Die Natur im Blick: Fraport-Biologe Jürgen Ebert.
Rund um den Flughafen entstehen
neue Waldgebiete.
Z U K U N F T S I C H E R N
E r s a t z a u f f o r s t u n g e n
1,2 4-5,6,7,8