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U
m den Umfang der Baustelle der
Landebahn Nordwest überhaupt
zu erfassen, bedarf es eines Ver-
gleichs: Das betroffene Gelände ist
220 Hektar groß – das entspricht
etwa 300 Fußballfeldern. Für den Bau
der Landebahn müssen über 2,1 Mil-
lionen Kubikmeter Erde bewegt wer-
den, um 440.000 Quadratmeter be-
festigte Fläche, also Beton und As-
phalt, zu errichten.
Die Anbindung an das Flugha-
fengelände erfolgt über zwei Roll-
wege direkt über die A3 und die
ICE-Trasse. Außerdem entsteht ein
600 Meter langer Tunnel, der die
Okrifteler Straße unter der Lande-
bahn hindurchführt und für den
umfangreiche Erdarbeiten nötig
sind. Erst nach Fertigstellung des
Tunnels kann dieses Teilstück mit
der Landebahn überbaut werden.
Auch Grundwasserschutz und
ortsnahe Versickerung von Nieder-
schlagswasser sind ein wichtiges
Thema: Für die Entwässerung ent-
stehen zwei Speicher, acht Filterbe-
cken und zwei Rigolen – unterir-
dische Gräben, die der Aufnahme
von Regenwasser dienen. Zusam-
mengerechnet sind es 60 Kilometer
Entwässerungskanäle.
Insgesamt 32.000 Festmeter Holz
gilt es außerhalb der Vegetations-
zeit für die Landebahn zu fällen.
Davon vermarkten die beteiligten
Rodungsfirmen etwa 25.000 Fest-
meter. Die restlichen 7.000 Festme-
ter Holz lässt Fraport in umlie-
genden Wäldern als Ökoholz ein-
bringen. In den alten Baumstämmen
finden Tiere wie Spechte, Fleder-
mäuse und Käfer neuen Lebens-
raum.
Es wird viel
bewegt
W
enn das Bauprojekt Landebahn
Nordwest abgeschlossen ist,
wird eine 2.800 Meter lange Beton-
bahn zu sehen sein. Für den Flughafen
Frankfurt bedeutet das konkret, von
den derzeit möglichen 82 Flugbewe-
gungen pro Stunde auf 126 aufstocken
zu können. Nur so kann der Flughafen
dem erwarteten Verkehrsaufkommen
gerecht werden.
Der Flughafen Frankfurt ist nicht
nur der größte und wichtigste
Passagierflughafen Deutschlands, er
ist auch der größte Frachtflughafen
Europas und damit eine weltweit be-
deutende Luftverkehrsdrehscheibe.
„Diese Position gilt es durch den Aus-
bau zu erhalten, um so das wirtschaft-
liche Wachstum in der Region zu si-
chern“, sagt Fraport-Ausbaumanager
Horst Amann, „und natürlich auch,
um neue Arbeitsplätze dazu zu gewin-
nen.“ Eine aktuelle Studie des europä-
ischen Zentrums für die Entwicklung
des Luftverkehrs hat herausgearbeitet,
dass Luftverkehr einer der bedeu-
tendsten Standortfaktoren für die An-
siedlung international tätiger Unter-
nehmen in Deutschland ist – und un-
terstreicht damit die Notwendigkeit
des Ausbaus.
Am 20. Januar diesen Jahres haben
nach jahrelanger Genehmigungs-
und Planungszeit erste Rodungen das
Bauvorhaben eingeläutet. „Mit die-
sem Datum hat eine wahre Bau-Cho-
reografie begonnen“, so Amann, „de
nach außen sichtbaren Rodungs-
arbeiten sind allerdings schon um-
fangreiche Natur- und Artenschutz-
maßnahmen vorangegangen.“
Nach demAbtragen des ökologisch
wertvollen Oberbodens schließen sic
die eigentlichen Baumaßnahmen an:
etwa die Erdverlegung bestehende
Hochspannungstrassen und die Verla-
gerung von Treibstoffpipelines sowie
umfangreiche Erdarbeiten für den
Tunnel, der künftig die Okrifteler Stra-
ße unter der Landebahn hindurch-
führt. „Damit hier einmal Flugzeug
landen können“, sagt Amann, „müs-
sen zunächst viele Millionen unter der
Erde investiert werden.“
Abgerodete Bäume werden in um-
liegenden Wäldern abgestellt. So
entsteht neuer Lebensraum für Tiere.
Ein gigantisches Vorhaben:
das Bauprojekt in Zahlen
Noch ist es eine Animation, aber schon 2011 werden die Flugzeuge über die neue Bahn einrollen.
Choreografie eines Ausbaus
Im Herbst 2011 soll die Landebahn Nordwest am Flughafen Frankfurt
in Betrieb gehen – die umfassenden Bauarbeiten haben begonnen
Sehr geehrte Damen und Herren,
wenn wir 16 Jahre zurückblicken, auf den Flug-
hafen Frankfurt des Jahres 1993, also auf den
Beginn meiner Verantwortung für die damalige
FAG, die heutige Fraport AG, lässt sich die Dy-
namik des Luftverkehrs auf einen Schlag erfas-
sen: 32,6 Millionen Passagiere wurden seiner-
zeit in Frankfurt abgefertigt. Heute sind es rund
54 Millionen, ein Plus von 40 Prozent! 1,2 Milli-
onen Tonnen wurden umgeschlagen, heute
sind es mehr als zwei Millionen, also fast eine
Verdoppelung. Damals waren gut 52.000 Men-
schen am Flughafen beschäftigt, heute sind es
mehr als 70.000.
Der Flughafen ist die größte lokale Arbeitsstätte
Deutschlands und längst nicht mehr nur Mobili-
täts-Infrastruktur, sondern mit mehr als 500 Un-
ternehmen rund um Mobilität und Logistik ein
Wirtschaftsfaktor erster Ordnung. Dank Flugha-
fen haben sich sogar global agierende Unter-
nehmen für FrankfurtRheinMain als Europasitz
entschieden, weil von hier aus der kontinentale
Markt am besten erschlossen werden kann – bei
gleichzeitig optimaler weltweiter Verbindung.
Eine internationale Drehscheibe zu sein, wird für
den Flughafen wie für die Region immer wich-
tiger in der Globalisierung. Über den Personen-
und Güterverkehr hinaus lässt sie sich als ein alle
Grenzen überschreitender Austausch von Ideen,
Konzepten, Know-how, Wissen und Werten be-
schreiben. Dafür gibt es zwei wesentliche Platt-
formen: das Internet und die globale Mobilität,
die sich in den großen Zentren des internatio-
nalen Luftverkehrs konzentriert. Mit dem konse-
quenten Kapazitätsausbau und der Fortentwick-
lung zur internationalen Drehscheibe für Mobi-
lität, Wissen und interkulturellen Austausch
wahrt der Flughafen die Chancen für die Zu-
kunft in der Globalisierung.
Grußwort
Prof. Wilhelm Bender
Vorstandsvorsitzender der
Fraport AG
Z U K U N F T S I C H E R N
L a n d e b a h n N o r d w e s t
1 3,4-5,6,7,8