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REISE
D/R/S
Nr.269
68.
Jahrgang
Samstag/Sonntag, 17./18. November 2012
Frankfurter Rundschau
Ich habe gehört, dass Kranken-
kassen zum Teil Urlaub zur
Gesundheitsprävention über-
nehmen. Stimmt das?
Die gesetzlichen Kranken-
kassen (GKV) bezuschussen
gewisse Maßnahmen zur
Gesundheitsprävention
während eines Urlaubsauf-
enthaltes. Derzeit unterstützt
die GKV Präventionsmaß-
nahmen mit bis zu 160 Euro
pro Jahr, wobei die Leistun-
gen sowohl als
wöchentliche
Kurse am Wohn-
ort als auch in
kompakter Form
während eines
Urlaubsaufenthalts
in Anspruch genom-
menwerden können.
Diese Leistungen
dürfen allerdings nur qualifizier-
te Anbieter wie Diätassistenten,
Sportlehrer, Psychologen und
Ärzte erbringen. Des Weiteren
muss der Nutzen der Maßnahmen
wissenschaftlich belegbar sein
und in kleinen, festen Gruppen
mit höchstens 15 Teilnehmern
unterrichtet werden. Grundsätz-
lich kommen vier Handlungsfel-
der infrage: Bewegung, Ernäh-
rung, Stressmanagement und
Suchtmittelprävention. ImDetail
bedeutet das: Während eines Ge-
sundheitsurlaubs bezuschussen
die GKV die Teilnahme an den
oben genannten Maßnahmen in
der Regel mit 75 bis 80 Euro je
Kurs, wobei zwei Kurse pro Jahr
und Versichertem bezahlt wer-
den. Dabei geht es ausschließlich
um Präventionsmaßnahmen –
Anreise, Übernachtung und Ver-
pflegung müssen in jedem
Fall selbst getragen wer-
den. Einen Zuschuss zum
Gesundheitsurlaub zu be-
kommen, ist einfach: Gera-
de in Kurorten und Heilbä-
dern gibt es viele qualifizier-
te Anbieter. Hat man
sich für einen ent-
schieden, muss
man das Pro-
gramm nur an
die Krankenkas-
se geben und
vorab klären,
ob dieses bezu-
schussungsfähig
ist. Die Kosten müssen
dann vorerst selbst übernommen
werden und werden imAnschluss
erstattet.
Stellen Sie unseren Experten Ihre Frage
zum Thema Reise:
WI E WAR ’ S ?
Auf einer Farm
in Afrika
N
och vor dem Fall der Mauer ist
Franko Göhse durch die Do-
nau in denWesten geschwommen.
Seitdem hat er viel von der Welt
gesehen: Er war Küchenchef in
Abu Dhabi und Südafrika, als Miet-
Gourmetkoch ist er um den halben
Globus gejettet. Die Kochschürze
hat er inzwischen gegen die Gärt-
nerkluft getauscht: Im Norden
Tansanias baut er gerade eine
Farm auf. Erhalten hat sich der ge-
bürtige Leipziger nicht nur seine
Abenteuerlust, sondern auch sei-
nen sächsischen Akzent.
Hatari und Hardy Krüger:
Vor fünf
Jahren ging ich zurück nach
Deutschland, doch hielt ich es dort
nicht lange aus. Ich war zu sehr an
die Weite Afrikas gewöhnt und
fühlte mich regelrecht eingeengt.
Ich hatte Sehnsucht nach dem „wil-
den Afrika“, das ich kaum kannte.
Hier auf der Hatari Lodge fand ich
es. Die Lodge imNorden Tansanias
steht an dem Ort, wo Anfang des
20.
Jahrhunderts die legendäre
Margarete Trappe ihre Farmhatte.
In den 1960ern zogen hier Hardy
Krüger und sein Partner erst ein
Hotel, dann eine Farm auf. Da, wo
die beiden ihre Wohnhäuser bau-
ten, empfängt heute die Hatari-
Lodge ihre Gäste.
Prinzip Permakultur:
In Tansania
sind die Transportwege lang. Unser
Gemüse zum Beispiel kommt aus
der RegionvomKilimandscharound
ist ewig unterwegs. Es selbst anzu-
bauen, ist nicht so einfach: Die Bö-
den sind oft überweidet und leiden
unter jahrelanger Monokultur. Bei
der Permakultur hingegen werden
Farmenwie Urwälder angelegt und
bilden ein eigenes Ökosystem. So
braucht man zumBeispiel zunächst
Bäume, die reichlichLaub abwerfen,
damit sichHumus bilden kann, auf
demandere Pflanzen gedeihen kön-
nen. Außerdem greift man wieder
auf altes Wissen über die Heilkraft
von Pflanzen zurück – ein sehr wei-
tes und spannendes Feld.
Zurück zu den Wurzeln:
Mit unserer
Farm stehen wir natürlich ganz in
der Tradition der berühmten Vor-
gänger. Trappe hat selbst angebaut,
Krüger später auch. Nicht mal der
Ansatz der Permakultur ist wirklich
neu: Bei den Recherchen habe ich
festgestellt, dass das Prinzip, das
in Australien und Amerika seit ei-
niger Zeit schwer im Trend liegt,
seinen Ursprung ausgerechnet in
Tansania hat. Das war mir neu –
und half mir natürlich, die Einhei-
mischen dafür zu begeistern. Sie
kehren, wenn man so will, zurück
zu ihren Wurzeln.
Aufgezeichnet von Cornelia Tomerius
Die Lodge in Tansania:
Informatio-
nen über die Hatari-Lodge, Preise
und Angebote im Internet unter:
Gourmetkoch
und Gärtner:
Franko Göhse.
PRIVAT
L E S E R F RAG E N
Reisen für die Gesundheit
STERNENZELT
Für Buddhisten ist er das
Zentrum des Universums, für die Bergsteiger
Conrad Anker, Jimmy Chin und Renan Ozturk
die Kletterherausforderung ihres Lebens: der
Mount Meru imHimalaja. Bereits 2008wollten
sie die Shark’s Fin, die 900 Meter hohe legen-
däre Felsnadel aus Granit, besteigen – und
scheiterten. Drei Jahre später versuchten sie
es erneut. Für Renan, der hier auf dem Bild in
die Sterne guckt, ist der größte Gegner jedoch
nicht der Berg, sondern der eigene Körper: Mit
einer gerade erst verheiltenWirbelsäulen- und
Schädelfraktur stürzte er sich in das Abenteu-
er. Wie das ausging, zeigt einer der Filme der
European Outdoor FilmTour am15. Dezember
(17
Uhr und 20.30 Uhr) und am16. Dezember
(20
Uhr) imAudimax der Universität Frankfurt,
Campus Westend, Grünerburgplatz 1.
JIMMY CHIN
I
llegale Betten und Billig-Touris-
mus, der die Städte ruiniere –
das Geschrei war groß, als vor ei-
nemJahr der erste große deutsche
Vermittler für private Unterkünfte
auf denMarkt drängte. Der Hotel-
und Gaststättenverband Berlin
fürchtete gar ein Image-Problem
für Städte, die solche Unterkünfte
anbieten. „Das ist Unsinn. Jeder,
der bei uns eine Wohnung ein-
stellt, wird im Vorfeld geprüft, ei-
nen Großteil der Bewerber lehnen
wir ab. Und hinterher kann der
Gast seine Unterkunft bewerten
wer schlechte Noten bekommt,
fliegt raus“, erklärte damals Arne
Bleckwenn, Gründer des Portals
Wimdu.de, das Prinzip. Inzwi-
schen sind die alternativen Unter-
künfte nicht mehr wegzudenken
aus der Branche. Ob der amerika-
nische Prototyp Airbnb, 9flats,
Housetrip oder ebenWimdu – im-
mer mehr Anbieter versuchen die
Sehnsucht der Touristen zu bedie-
nen, am Reiseziel wie ein Einhei-
mischer zu leben. Und eine soeben
veröffentlichte Untersuchung von
Airbnb belegt, wie unbegründet
die Angst der Hoteliers ist. AmBei-
spiel von San Francisco zeigen die
Vermittler, dass eine friedliche
Koexistenz durchaus möglich ist.
Demnach sind die Auslastungen
der Hotelzimmer sogar gestiegen,
seit es die Airbnb-Angebote gibt.
Außerdem beweist die Studie,
dass Reisende, die in San Francis-
co in privaten Unterkünften über-
nachten, sogar einige Hundert
Dollar mehr ausgeben als übliche
Hotelgäste. Und das kommt dann
besonders den lokalen Geschäften
zugute, da die meisten dieser Be-
sucher eben nicht in den typischen
Touristenzentren, sondern in den
kreativen Vierteln der Stadt woh-
nen. Wie Einheimische eben.
Johanna Rüdiger
TYP I S CH …
...
die Privatunterkunft
Wie zu Hause, nur woanders: wohnen wie ein Einheimischer.
WIMDU
Klaus Pelikan,
Kur- und
Tourismus-
direktor
Bad Tölz.
-
toelz.de
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